Sevrugian Cultural Foundation

Die beiden armenischen Künstler Antoine (1840 – 1933) und Andre (1894 – 1996) waren in der armenischen Diaspora in Persien zuhause und – obgleich christliche Armenier – tief verwurzelt in der persischen Kultur.

 

Antoine war Hof-Fotograf des Schahs und werde mit seinen Fotofrafien weltberühmt. Sohn Andre widmete sein Schaffen als Maler der persischen und armenischen Poesie. Weltbekannt wurde er durch seine Illustrationen des „Buch der Könige“  (Schahname) in Persien.

Der künstlerische Nachlass der Familie Sevrugian lagert in Deutschland und Noah unterstützt die „Sevrugian Cultural Foundation“ (siehe unter „NOAH“, Partner), die sich um den Erhalt und die Aufbereitung für die Nachwelt kümmert.

SEVRUGIAN – Bilder des Orients

Der Maler André „Darvish“ Sevrugian (1894–1996) wurde weltbekannt durch 416 Illustrationen des Schahname, dem persischen Nationalepos „Buch der Könige“, verfasst von dem persischen Dichter Ferdousi im 11. Jahrhundert. Im Ferdousi-Jahr 1934 bekam er im Zusammenhang mit einer großen Ausstellung in Teheran den Persischen Kulturorden verliehen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg siedelte Sevrugian mit seiner Familie von Teheran nach Wien um, wo er vor allem an Illustrationen der „Vierzeiler“ des berühmten Dichters und Philosophen Omar Chayyam (11. Jahrhundert) arbeitete. Die kriegsbedingte Zerstörung seines Hauses in Wien zwang ihn und seine Familie zur Flucht. Durch die Wirren des Krieges gelangten die Sevrugians nach Stuttgart und später nach Heidelberg.

Bis zu seinem Tod 1996 im Alter von 103 Jahren schuf André „Darvish“ Sevrugian ein außerordentlich umfangreiches künstlerisches Werk mit Illustrationen u. a. der Werke großer persischer Dichter , Philosophen und Mystiker (Hafiz, Omar Chaayyam). In späteren Jahren in Deutschland widmete er sich besonders auch armenischen und christlichen Themen zu, besonders illustrierte er die Verse des armenischen Dichter Sayat Nova.

Darvish: illustration aus dem Schahname

Die Sevrugians gehörten zur gebildeten Oberschicht Irans und können als armenisch kosmopolitische Weltbürger beschrieben werden. Die Familiengeschichte macht deutlich, dass der Umgang mit eigener und fremder Kultur keineswegs ein neues Phänomen ist, auch wenn es in der heutigen Zeit transnationaler globaler Migration so erscheinen mag.

Der Großvater von André  Sevrugian hatte in St. Petersburg Orientalistik studiert, bevor er als Armenier mit russischem Pass an die Botschaft Russlands in Teheran kam, wo auch sein Sohn Antoine geboren wurde. Er pflegte einen regen geistigen Austausch mit europäischen Intellektuellen und Wissenschaftlern, ebenso mit einheimischen Stammesfürsten und islamischen Gelehrten.

 

Das Familienleben im Hause Sevrugian war geprägt durch vielfältige kulturelle Aktivitäten wie Dichterlesungen oder Diskussionsrunden. Sowohl sein Vater Antoine – Hof-Fotograf des Schahs,  der mit seinen Fotografien über Persien gleichfalls weltberühmt wurde – als auch sein Sohn André sprachen neben ihrer Muttersprache Armenisch mehrere europäische Sprachen und natürlich auch Persisch. Literatur lasen sie in den Originalsprachen. Sie waren geschichtlich bewandert und gehörten verschiedenen intellektuellen Zirkeln an. Dieser offene geistige Horizont war sicher die Voraussetzung dafür, die Weltbilder und Lebensweisen von zwei Kulturen sowohl im Alltag zu verknüpfen als auch künstlerisch umzusetzen. Die Sevrugians waren in der persischen und westlichen Welt zuhause So wie der Künstler zugleich in der armenischen und der persischen Kultur zuhause waren, ist auch sein künstlerisches Werk durchdrungen von der Zugehörigkeit zu beiden Kulturen. Antoine und André hegten eine tiefe Liebe für die persische Kultur, ja fühlten sich in vielerlei Hinsicht als Iraner. Zwar blieben sie ihr Leben lang Christen, geistige Orientierung fanden sie aber auch in der Mystik des Islam. Der besondere Reiz liegt in der Parallele zwischen der multikulturellen Lebenswelt der Sevrugian-Familie und dem Zusammenspiel von östlicher und westlicher Kunst, die in den Fotografien des Vaters und im malerischen Werk des Sohnes zum Ausdruck kommen.
Darvish: nach einem Vers von Omar Chayyam

(siehe auch Katalog zur Ausstellung “SEVRUGIAN – Bilder des Orients in Fotografie und Malerei 1880 – 1980” im Museum der Weltkulturen in Frankfurt, Hrsg: Ulrike Hrasberg, Societätsverlag 2008).