Die armenische Musik kann auf eine fast zweitausendjährige Tradition zurückblicken
Volks- und geistliche Musik aus Armenien
Die armenische Musik kann auf eine fast zweitausendjährige Tradition zurück-blicken. Seit alter Zeit hat sie sich im Zuge der zivilisatorischen Entwicklung manifestiert als Ausdruck des Glaubens und der nationalen Identität des armenischen Volkes.
Die armenisch geistliche Musik entstand in der ersten Blütezeit der armenischen Nationalkultur, vom vierten bis zum siebten Jahrhundert, nachdem im Jahre 301 das Christentum als Staatsreligion eingeführt worden war und die armenische Schriftsprache von Mesrop Maskots im Jahre 405 / 408 entwickelt worden war.
Als erste Übersetzter der Heiligen Schrift ins Armenische legten die Heiligen Mesrop Mashtots und Sahak Partev den Grundstein für die Entwicklung der armenisch sakralen Musik. Die ersten Hymnen entstanden in dieser Zeit und blieben lange ein Vorbild für die Entwicklung der geistlichen Musik des armenischen Mittelalters.
Die in der Blütezeit Anis, der alten Hauptstadt Armeniens im 5. bis 8. Jahrhundert entstandenen geistlichen Gesänge bezeugen die kreative Entwicklung der kilikischen Kultur des alten Armeniens.
Die Periode vom 10. zum 15. Jahrhundert ist eine weitere Blütezeit der armenischen Sakralmusik. Die Werke des bedeutenden Dichters und Musikers St. Grigor Narekatsi aus dem 10./11. Jahrhundert gehören zu dieser Periode, gefolgt von den Werken des im 12. Jahrhundert als Katholikos der armeni¬schen Kirche wirkenden Philosophen, Poeten, Musikers und Pädagogen St. Nerses Shnorhali.
Nerses Shnorhali verkörpert beispielhaft die enge Beziehung der musikalischen Entwicklung mit der Geschichte der armenischen Kirche. Im klösterlichen Umfeld war der geistliche Gesang eng an die Riten und die Zeremonien der Kirche gebunden.
Da noch keine Notenschrift existierte, wurde der geistliche Gesang durch den Gebrauch im religiösen Ritus bis in die Neuzeit überliefert. Das Wissen um das Khazer, ein im 8. Jahrhundert entwickeltes armenisches Notensystem, ging im Laufe des 16. bis 18. Jahrhunderts wieder verloren, trotzdem sind die Werke des bedeutenden Theologen, Schriftstellers und Musikers Stepanos Siunetsi aus dem 8.Jahrhundert durch die mündliche Überlieferung erhalten geblieben.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich auch geistliche Lieder außerhalb des klösterlichen Rituals. Die armenisch geistliche Musik ist eine vokale Kunst, als deren klassische Periode man die Zeit vom 5. bis zum 15. Jahrhundert bezeichnet.
Die Liturgie ist der Vorsprung der armenisch monodischen Musik, die die Zeit weitgehend unverändert überdauert hat, bis im 19. Jahrhundert Versuche einer polyphonen liturgischen Musik entstanden.
Heute bereichern besonders die Werke von M. Ekmalian (1855 bis 1905) und Komitas Vardapet (1869 bis 1935) das Repertoire in der Liturgie der armenisch apostolischen Kirche verwandten Musik.
Über die Jahrhunderte entwickelte sich Parallel zur geistlichen Musik der armenischen Volksmusik als Ausdruck des Lebensgefühles und der Bräuche des armenischen Volkes. Sie ist heute untrennbarer Bestandteil des nationalen Erbes und damit Teil des Weltkulturerbes[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]