Bergsträßer Anzeiger 11. Dezember 2017
Konzert: Viel Applaus für Auftritt von Robert Amirkhanyan, Seda Amir-Karayan und Gurgen Baveyan
Von Christa Flasche /
LORSCH. Professor Robert Amirkhanyan, Seda Amir-Karayan und Gurgen Baveyan sorgten jetzt im Paul-Schnitzer-Saal mit einem Reigen an armenischen und international bekannten Gesängen für eine ganz besondere Atmosphäre. Was das Trio mit ihrem Konzert auslöste, war Gänsehaut bis hin zur totalen Begeisterung.
Die Gäste im gut besetzten Saal waren begeistert und bedankten sich nicht nur am Ende des Konzerts mit viel Applaus. Die Darbietung war ein Musikererlebnis der besonderen Art. Ohne eine Zugabe durften die drei Künstler den Raum nicht verlassen. Mit einer grandiosen Klangfülle füllten Sie den Paul-Schnitzer-Saal.
Das Gastspiel in Lorschs Mitte wurde erneut von NOAH, dem gemeinnützigen Verein zur Förderung der kulturellen Beziehungen zwischen Armenien und Deutschland, organisiert. Ernst-Ludwig Drayß begrüßte die Gäste und gab einen kurzen Überblick über die beiden Teile des Konzerts. Im ersten Teil, so Drayß, seien armenische Titel zu hören. Im zweiten Teil werde es internationaler, sagte er.
Mit Seda Amir-Karayan trat beim Konzert eine den Lorschern durchaus schon bekannte Sängerin auf, die sicher einigen noch als Stipendiatin in Erinnerung sein dürfte. Die in Eriwan geborene Künstlerin sang bereits mit sechs Jahren im Kinderchor „Arevik“ und hatte Auftritte in Rundfunk und Fernsehen. Schon früh überzeugte sie mit ihrer besonderen Begabung und Stimme. Ihr Studium absolvierte sie an der Staatlichen Musikhochschule Eriwan. Seit vielen Jahren ist sie eine der bekanntesten Interpretinnen der Musik ihres Lehrmeisters, Professor Robert Amirkhanyan. Als Solistin armenischer Sakralmusik hat sie sich ebenfalls einen Namen gemacht.
Hohe gesangliche Qualität
Die Zuhörer konnten sich einmal mehr von den gesanglichen Qualitäten überzeugen und spendeten eifrig Zwischenapplaus. Viel davon gab es, als sie die Geschichte von Max und Moritz als Lied vortrug. Dass das Wilhelm Buschs Federvieh auch auf diese Weise einen besonderen Charme bekommen kann, überzeugte das Publikum schnell. Eine ganz andere Variante bot die Sängerin ihrem Publikum mit „Du hast mir so gefehlt“ – einem Lied, in dem es um den Abschied von der Liebe des Lebens geht.
Gurgen Baveyan sang im ersten Teil unter anderem das Stück „Zwei Kraniche“, ein Lied zum Thema Heimat und Auswanderung. Auch „Meine Zeit“, in dem es um Liebe, Hass und Ungerechtigkeit geht, begeisterte das Publikum.
In Bariton Gurgen Baveyan hatte Ernst-Ludwig Drayß einen weiteren hochkarätigen Künstler für das Konzert gewinnen können. Sehr schön hörte sich auch das Stück an, bei dem Seda Amir-Karayan und Gurgen Baveyan gemeinsam auftraten.
Auch Gurgen Baveyan stammt aus Eriwan und kennt Professor Robert Amirkhanyan schon länger. Zum Repertoire des Baritons gehören unter anderem Stücke von Chopin, Rachmaninoff, Tschaikowsky, Curtis, Brahms, aber auch die seines Lehrmeisters Robert Amirkhanyan.
Bei seinen Konzerten spannt er somit oft den Bogen von Ost nach West. Auch er hat bereits eine beachtliche Karriere gemacht. Ausgezeichnet wurde er unter anderem 2010 mit dem „Jahrespreis für Junge Sänger“ des armenischen Präsidenten und 2013 beim Internationalen Bariton-Wettbewerb „Pavel Lisitsian“ in Moskau.
NOAH war es erneut gelungen, mit Robert Amirkhanyan einen Komponisten, Pianisten und Sänger nach Lorsch einzuladen, der als die musikalische Stimme Armeniens gilt. Seit über fünf Jahrzehnten hat sich der Professor zur Aufgabe gemacht, die armenische Musikkultur für ein großes Publikum im In- und Ausland zu erhalten und weiterzuentwickeln. Eine kleine Kostprobe davon gab er seinem Publikum in Lorsch – und auch diesmal zog er es in seinen Bann.
Zwischen Poesie und Heiterem
Die Stücke, die die drei Künstler ihrem Publikum boten, reichten von poetischen und gefühlvollen bis zu eher heiteren wie bei Max und Moritz. Als Zugabe hatte sich das Trio einen besonderen musikalischen Leckerbissen ausgesucht. Mit „Armenian Eyes“ verabschiedeten sich die drei Künstler unter großem Beifall von ihrem Publikum. Das Lied kennt jeder Armenier und es wird überall gesungen, wo es armenische Gemeinden gibt, so Seda Amir-Karayan.
Seit Jahren pflegt man den Austausch zwischen Lorsch und Armenien. Ernst-Ludwig Drayß war früher Vorsitzender des Kuratoriums Kloster Lorsch und an diesem Punkt schließt sich auch der Kreis, was den Kontakt nach Armenien und damit das Konzert betrifft.